«Die Impfbereitschaft ist sehr hoch»

    Wie und wo kann ich mich gegen das Coronavirus impfen lassen? Können auch Hausärzte Impfungen verabreichen? Und worin liegt überhaupt der Nutzen der Covid-19-Impfung? Andreas Obrecht, der Leiter der Impfkampagne im Kanton Aargau, klärt die drängendsten Fragen und verrät, wo die grössten Herausforderungen liegen.

    (Bild: zVg) Andreas Obrecht: «Die Schutzwirkung der Impfung ist sehr hoch und die Verträglichkeit ist ebenfalls sehr gut.»

    Herr Obrecht, wo steht der Kanton Aargau mit seiner Impfkampagne?
    Wir sind gut aufgestellt. Bis am 4. März wurden im Kanton Aargau total 69’432 Covid-19-Impfungen durchgeführt, davon 48’554 Erstimpfungen und 20’878 Zweitimpfungen. Wir haben 9 dezentrale Impfzentren im ganzen Kantonsgebiet eröffnet und versorgen die Menschen in Alters- und Pflegeheimen mit mobilen Einheiten. Jede Person muss im Abstand von 4 Wochen zweimal geimpft werden. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime stehen wir kurz vor Abschluss der zweiten Impfung. Bis heute sind 10 mobile Einheiten im Kanton Aargau unterwegs.

    Es gibt aber immer noch zu wenig Impfdosen. Wie bestimmen Sie, wer zuerst geimpft wird?
    Die Bestellungen der Impfdosen macht der Bund. Der Kanton Aargau ist zwar bereit, mehr zu impfen, aber den Nachschub können wir nicht bestimmen. Weil nur eine beschränkte Anzahl Dosen zur Verfügung steht, machen wir eine Priorisierung. Dabei folgen wir den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Zuerst kommen die besonders gefährdeten Personen zum Zug, also Menschen über 75 Jahre und solche mit schweren Vorerkrankungen. Die zweite Zielgruppe umfasst das Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt sowie Betreuungspersonal von besonders gefährdeten Personen. Dann kommen Haushaltsmitglieder von besonders gefährdeten Personen und pflegende Angehörige an die Reihe. Die vierte Gruppe besteht aus Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchrisikos. Das sind zum Beispiel Heime für Menschen mit Behinderung, Gefängnisse oder betreute Wohngruppen.

    Wo und wie kann sich die Aargauer Bevölkerung impfen lassen?
    Den Anfang machten die Impfzentren in den beiden Kantonsspitälern Aarau und Baden. Inzwischen ist in jeder Region ein Impfzentrum in Betrieb, sodass sich die Impfwilligen praktisch überall vor ihrer Haustür impfen lassen können. Anmelden kann man sich auf der Website www.ag.ch/covid-impfanmeldung.

    Wenn ich mich angemeldet habe, erhalte ich dann umgehend einen Termin?
    Anmelden können sich alle Personen mit Wohnsitz im Kanton Aargau. Zuerst erhalten aber nur die priorisierten Zielgruppen einen Termin. Sie werden per SMS benachrichtigt, sobald ein Termin frei ist. Alle anderen können sich zwar auch schon registrieren, es kann aber noch einige Zeit dauern, bis sie an der Reihe sind. Ich bin überzeugt, die Aargauerinnen und Aargauer verstehen, dass angesichts der beschränkten Anzahl an Impfdosen zuerst jene Menschen berücksichtigt werden, die einem besonderen Risiko ausgesetzt sind.

    Was empfehlen Sie Personen, die keinen Zugang zum Internet haben?
    Für diese Fälle haben wir vorgesorgt. Wenn sie keine Verwandten oder Bekannten haben, welche die Anmeldung für sie vornehmen, können sie sich in der nächstgelegenen Apotheke melden. Diese nimmt dann die Registrierung vor. Die Impfkampagne meldet sich dann telefonisch bei Ihnen, sobald ein Termin verfügbar ist.

    Auch Hausärzte und Apotheken sollen die Corona-Impfung verabreichen können. Wann wird es so weit sein?
    Das ist ein weiteres Angebot des Kantons, um das Impfen für die Bevölkerung möglichst einfach zu gestalten. Die Voraussetzungen dafür werden frühestens ab Mai gegeben sein.

    Sie mussten als Leiter der Impfkampagne innert kürzester Zeit ein Team rekrutieren und eine funktionierende Struktur aufbauen. Wo lagen die grössten Herausforderungen?
    Wir haben letztes Jahr mit einem kleinen Kernteam begonnen und dann sukzessive weitere Fachleute geholt. Wir verfolgen eine klare Strategie und sind bereit, noch viel mehr Impfungen pro Tag durchzuführen. Eine Herausforderung besteht darin, dass sich die Voraussetzungen immer wieder ändern: Versprochene Impfdosen kommen später, es gibt Lieferengpässe und andere Unwägbarkeiten. Aus diesem Grund haben wir ein Projektmanagement aufgebaut, das rasch auf Veränderungen in diesem dynamischen Umfeld reagiert.

    Gewisse Medien haben Ranglisten erstellt, welche Kantone wie viele Impfungen durchgeführt haben. Was halten Sie davon?
    Diese «Ranglisten» sind mit Vorsicht zu geniessen. Denn erstens gibt es in der Schweiz immer noch zu wenig Impfstoff. Zweitens muss jede Person zweimal geimpft werden. Der Kanton Aargau behält die Impfdosen für die Zweitimpfungen zur Sicherheit immer zurück. So empfiehlt es auch das Bundesamt für Gesundheit. Andere Kantone tun dies nicht und sind dann in besagten «Ranglisten» weit vorne. Wir orientieren uns nicht an diesem Kantonswettbewerb, sondern stellen sicher, dass möglichst viele Aargauerinnen und Aargauer rasch und sicher zu zwei Impfdosen kommen.

    Wie überzeugen Sie die Impfskeptiker vom Nutzen der Covid-19-Impfung?
    Es ist zu betonen, dass die Impfung grundsätzlich freiwillig ist. Niemand wird dazu gezwungen. Wir wollen nicht missionieren, sondern setzen auf sachliche Information. Die Schutzwirkung der Impfung ist sehr hoch und die Verträglichkeit ist ebenfalls sehr gut. Gleichzeitig zeigen erste Feldstudien beispielsweise aus Israel, dass geimpfte Personen das Virus auch kaum weiterverbreiten. Das sind gute Nachrichten, die den hohen Nutzen der Impfkampagne belegen.

    Bis wann rechnen Sie mit dem Abschluss der Impfkampagne im Kanton Aargau?
    Wir gehen derzeit davon aus, dass wir bis Ende Juni etwa die Hälfte der Aargauer Bevölkerung impfen können. Das hängt aber von der tatsächlichen Lieferung des Impfstoffs ab.

    Philipp Gut


    Die wichtigsten Informationen zur Covid-19-Impfung im Kanton Aargau

    • Anmeldung zur Impfung auf der Website www.ag.ch/covid-impfanmeldung
    • BAG-Hotline zur Impfung 058 377 88 92. Täglich 6 bis 23 Uhr
    • Infoline des Aargauischen Ärzteverbands 900 401 501.
    • 24 Stunden, 365 Tage, nur für medizinische Fragen
    • Erste Anlaufstelle ist und bleibt Ihr Hausarzt
    • Für weitere Fragen zur Impfung im Kanton Aargau covid-19-impfung@ag.ch
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