Rosmarie Grünig hat sich mit Leib und Seele dem Tanz verschrieben. Seit über 40 Jahren unterrichtet die Tanzpädagogin an der Ballettabteilung des Dance Studios Olten und wirkt an den international bekannten Oltner Tanztage mit. Im November 2018 wurde sie mit dem Fachpreis für Tanz des Kantons Solothurn ausgezeichnet.
Der bekannte Sonnenkönig von Frankreich und die Oltner Tanzpädagogin Rosmarie Grünig haben etwas gemeinsam: Beides sind passionierte Tänzer. Ludwig XIV tanze gerne. 1653 trat er im Pariser Louvre gemessenen Schrittes als aufgehende Sonne am Ende eines Tanzstückes auf. Der 15-Jährige, damals schon seit einem Jahrzehnt in seinem königlichen Amt, war passionierter Tänzer – ebenso wie die feingliedrige Tanzlehrerin. Seit über 40 Jahren unterrichtet sie im Dance Studio Olten und bringt mit ihrer unvergleichbaren Passion zu Tanz und Bewegung und ihrer lieblichen Energie die Gesichter ihrer Schülerinnen zum Strahlen. Und eben mit dieser legendären Tanzszene eröffnet Rosmarie Grünig ihr grösstes Tanzprojekt in ihrer Karriere. Darin zeigte die initiative Leiterin der Ballettabteilung, der über die Kantonsgrenze hinaus bekannten Tanzschule, in der zwei eineinhalbstündigen Aufführung im Januar 2019 350 Jahre Ballettgeschichte. Neben ihrem 40-jährigen Unterrichtsjubiläum sei das Stück auch eine Art Abschiedsgeschenk für einige Schülerinnen, die sie auf ihr Tanzstudium oder die Ausbildung zur Ballettlehrerin vorbereitet habe, erinnert sich Grünig.
Grosser Wissensrucksack
Zum ersten Mal in Berührung mit dem Tanz kam Grünig als kleines Mädchen. Ihre kunstaffine Mutter, die selbst gerne Ballett getanzt hätte, brachte sie nach Olten zum Unterricht. «Ich war damals die Einzige in Däniken, die Ballettstunden besuchte», erzählt die 62-Jährige. «In den Ballettstunden war ich vom ersten Tag an immer glücklich.» Sie wurde durch die Oltner Ballettlehrerin Evelyne Licht geprägt und wusste schon sehr bald: «Ich will einfach tanzen – immer – mein Leben lang.» Doch es war ein steiniger Weg, ihren Berufswunsch Tänzerin und Ballettlehrerin, zu verwirklichen. So besuchte sie zuerst auf Drängen ihrer Eltern das Lehrerseminar, wo sie sich aber bald fehl am Platz fühlte und es auch nicht abschloss. Stattdessen absolvierte Grünig gegen den Willen ihrer Eltern in Zürich an der «Colombo Dance Factory» ihre Ausbildung in klassischem Ballett, Modern und Jazz Dance. «Geschichtliche Zusammenhänge sowie der Support fehlten mir damals als junge Tänzerin», erinnert sie sich. Nach ihrem Abschluss folgten neben Tätigkeiten als Tänzerin und Tanzlehrerin zahlreiche Weiterbildungen in den unterschiedlichsten Bereichen wie Ballettpädagogik, Schwangerschaftsgymnastik sowie zur diplomierten medizinischen Masseurin. Ausserdem sammelte Grünig im Laufe der Jahre mit Tanz-Studienaufenthalten in Paris, Schauspiel- und klassischem Gesangsunterricht sowie Weiterbildungen in Bewegungsentwicklung allerlei Rüstzeug für ihren persönlichen Wissensrucksack. Als sie mit 40 Mutter wurde, setzte sie ganz auf das Ballett und gab aus zeitlichen Gründen ihre therapeutische Tätigkeit sowie ihre Agentur für Mode und Kunst auf. Ihre grosse Leidenschaft galt ganz dem Ballett, wo sie sich auf den verschiedensten Ebenen und bei diversen Koryphäen aus der ganzen Welt weiterbildete. 2005 bis 2006 absolvierte sie die Ausbildung zur Ballettpädagogin bei der Royal Academy of Dance und erlangte die Registrierung RAD RTS. «Der Lehrplan der Royal Academy of Dance überzeugt mich. Er ist in hundert Jahren entwickelt worden und bietet eine wichtige Orientierung– denn mit dem vorgegebenen Lehrplan und Prüfungen können Ziele fokussiert werden.»
Freude an der Bewegung und gesundes Training
Ihr Steckenpferd ist Tanzpädagogik, besuchte sich doch immer wieder entsprechende Kurse und Workshops bei David Hauert und Ursula Borrmann. Dabei liegt ihr ein gesundes Training besonders am Herzen: «Ich will wissen wie der Körper auf möglichst gesunde Weise optimiert werden kann. Dabei hilft mir mein therapeutisches Wissen enorm», so die erfahrene Tanzexpertin. «Ballett kann man nicht nur halb machen. Perfektion gehört dazu», betont die Balletttherapeutin. Sie selbst, die bis mit 43 Jahren auf der Bühne stand, ist mit ihrer aufrechten, eleganten Haltung ein Vorbild für ihre Balletteleven. «Die regelmässige Kontrolle von Technik und Haltung ist eine Präventionsmassnahme», und sie ergänzt: «Ich versuche, stets neue Wege zu finden, um die Entwicklung der Schülerinnen zu unterstützen.» Ihr ist es ein grosses Anliegen, Tanz als Kunstform und mit dem Hintergrund der Tanzgeschichte zu vermitteln. «Jedes Kind ist für mich gleich wichtig – egal, ob es einen Ballettkörper hat oder nicht.» Sie will ihren Schülerinnen die Freude an der Bewegung zeigen. «Tanzen wirkt sich positiv auf Körper, Geist und Seele aus und ist übrigens ein ausgezeichnetes Anti-Alzheimer-Training», meint sie lachend. Und sie ergänzt: «Tanzen fördert bei Kindern die Wahrnehmung, Koordination und das Fokussieren auf eine Sache.» Sie bedauert es sehr, dass sie sehr selten Knaben unterrichten kann. Tanzen und Ballett ist in unserer Kultur nicht verankert. Es ist sehr schwierig, dass sich das Bewusstsein dafür verändert.» Und in Bezug auf die vorprofessionelle Bühnentanzausbildung meint Grünig: «Die Schweiz ist da noch ein Entwicklungsland». In dem sie ihren Schülerinnen ein optimales vorprofessionelles Training und Coaching anbietet, hofft sie einen kleinen Beitrag zu leisten, um die Schweiz auch professionell zum Tanzen zu bringen. Kürzlich gab sie bei «Tanzfacetten» – eine Förderplattform des Dance Studios Olten – einen Einblick in die vorprofessionelle Ausbildung. Gerne besucht sie – sei es zum Vergnügen oder zur Weiterbildung – Ballettaufführungen an den renommierten Häusern – am liebsten im Royal Opera House in London. «Für mich ist das das Salz in der Suppe!»
Corinne Remund